Warum sich jeder Pilot mit diesem Thema beschäftigen sollte
Während in der kommerziellen Luftfahrt die Sicherheit in den letzte Jahren einen Höhepunkt nach dem anderen verzeichnen konnte, so sind die Maßnahmen die hier ergriffen wurden in der allgemeinen Luftfahrt leider oft noch unbekannt und wenig etabliert.
Insbesondere das CRM (Crew-Ressource-Training) der gewerblichen Luftfahrt hat einen erheblichen Beitrag zu der Sicherheit in der Luftfahrt beigetragen. Somit waren die letzten Jahre die sichersten der Geschichte der Luftfahrt.
Der Begriff des CRM hat erst in den letzten Jahren auch in der allgemeinen Luftfahrt einen erheblichen Bedeutungszuwachs erhalten. Während noch vor einigen Jahren kaum jemand aus der privaten Fliegerei mit den Begriffen CRM oder Human Factors etwas anfangen konnte, so sind an diese Terminologie angelehnte Themenblöcke heutzutage in der Aus- und Fortbildung kaum noch entbehrlich. Ein Blick in die Entstehungsgeschichte des CRM verdeutlicht, dass dieses Thema bereits einen Ursprung in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zu verorten. In den 1960er und 1970er Jahren ereigneten sich zahlreiche, zum Teil schwer- wiegende Unfälle in der Luftfahrt. Eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit erhielt ein verhängnisvoller Unfall zweier Boeing 747 (Jumbo-Jets), welcher sich 1977 auf dem Flughafen von Teneriffa ereignete. Zahlreichen, diesen Zwischenfall betreffenden Veröffentlichungen folgend, wird dieses Unglück als das schwerste der zivilen Luftfahrt eingestuft. Über 580 Menschen überlebten den Unfall nicht.
Das Ermittlerteam der involvierten Luftfahrtenbehörden versuchte, insbesondere im Hinblick auf den technisch einwandfreien Zustand der Flugzeuge vor dem Unfall, der Frage nach der Ursache auf den Grund zu gehen. Die Unfallermittler gingen vor allem davon aus, dass der Verlauf der Ereignisse ursächlich im menschlichen Handeln zu suchen ist. So wurde beispielsweise der Start des einen Flugzeugs ohne Freigabe durch die Flugsicherung durchgeführt, der Co- Pilot widersprach dem ranghöheren Kapitän dabei nicht, obwohl er sich seiner Situation bewusst gewesen ist. Eine drohende Überschreitung der Dienstzeiten der Piloten setzte die Crew unter erheblichen Zeitdruck und Stress, so dass Entscheidungen schnell und unüberlegt getroffen wurden.
Bereits bei einem vorherigen Unfall einer mit 183 Menschen voll besetzten Passagiermaschine starben 101 Menschen beim Absturz in die Everglades im Süden des US-Bundestaates Florida. Hier bestätigte der Unfallbericht der Nationalen Behörde für Transportsicherheit der USA (NTSB), dass die Piloten wegen eines vermeintlich defekten Fahrwerks durch die Problemsuche abgelenkt waren und dabei einen kontinuierlichen Sinkflug des Flugzeugs trotz Warngeräusche im Cockpit nicht bemerkten.
Diese Auszüge belegen beispielhaft, dass „Menschliches Versagen“ oder besser bezeichnet, „Menschliches Verhalten“, die Ursache für diese und einige weiterer Katastrophen gewesen ist. Gerade in Situationen, welche Gefahr signalisieren und auf den Menschen einen Stress fördernden Eindruck machen, reagieren Menschen oft nicht mehr adäquat und der Situation angemessen.
Eine Untersuchung von Flugunfällen (auch in der allgemeinen Luftfahrt) bestätigt, dass ca. 80% aller Flugunfälle ihre Ursache in menschlichem Handeln haben. Ausgehend von dieser Erkenntnis wurde in den Folgejahren des Unfalls auf Teneriffa durch die Beteiligung internationaler Institute, insbesondere auch durch die NASA, ein Training ins Leben gerufen, welches zu jener Zeit noch „Cockpit Ressource Management“ genannt wurde. Ziel dieses Trainings für die Piloten war es, durch Erlernen und Trainieren von bewusstem Umgang mit den „Menschlichen Faktoren“ die Sicherheit in der Luftfahrt zu erhöhen. Da es in diesen Seminaren nicht um technische Fertigkeiten, wie z.B. der Steuerung eines Flugzeugs geht, sondern um menschliche Verhaltensweisen, wurden diese auch „Human Factor Trainings“ genannt. Hierunter zählen Trainins z.B. zu situativem Bewusstsein, Stressmanagement, Kommunikation, Entscheidungsfindung uvmm. Bis heute ist dieses Trainingskonzept kontinuierlich weiter entwickelt und ausgeweitet worden. Neben Cockpitbesatzungen sind diese Seminare mittlerweile auch für Kabinenbesatzungen, Boden- personal und Luftfahrzeugtechniker zur jährlichen Pflichtveranstaltung geworden.
Um diesen Entwicklungen folgend das CRM-Training auch in die allgemeine Luftfahrt zu transferieren, ist eine umfassende Rechtfertigung nicht einmal nötig. Ähnlich wie in einem Flugzeugcockpit einer Verkehrsmaschine ist auch der private Pilot ständig wechselnden und komplexen Situationen ausgesetzt, welche einen hohen Aufmerksamkeitsgrad, sowie effiziente Entscheidungen abverlangen.
Mit einfachen und sehr praxisnahen Texten möchten wir in dem Rahmen dieser Website auf die Themen aufmerksam machen und wichtige Tipps mit auf Deinen nächsten Flug geben.