Jetzt mach mal keinen Stress
Kennst du das, du planst einen Flug und je näher dieser kommt, desto enger wird plötzlich der Zeitplan. Sei es, dass du einen Termin einhalten musst oder die Gäste auf heißen Kohlen sitzen, der Zielflugplatz schließt oder das Wetter sich langsam zu zieht. Oft unterschätzen wir das Aushallen von einem Flugzeug, das sorgsame Checken und nicht zuletzt das Betanken, erst recht dann, wenn noch anderer Störenfriede um die Zapfsäule tigern. Und plötzlich befindet man sich in einer Situation, innerlich mehr und mehr unter Druck zu geraten. Eigentlich könnte man auch mit Fug und Recht behaupten, Sie stehen unter Stress.
Die physiologische Stressreaktion bewirkt durch nervale und hormonelle Aktivierungen u.a. eine Erhöhung des Herzschlags und Blutdrucks, die Blutgefäße in den Extremitäten werden eng gestellt (Kalte Finger), Muskeln verkrampfen sich und Hormone werden ausgeschüttet. Der Körper wird entwicklungsgeschichtlich auf Kampf oder Flucht eingestellt. Es geht darum, den Säbelzahntiger zu erlegen oder diesem zu entfliehen. Ist eine Stressreaktion nicht nach kurzer Zeit eliminiert, so wird insbesondere das Hormon Cortisol ausgeschüttet. Dieses Hormon bewirkt im Gehirn eine Hemmung der Lern- und Merkfähigkeit, sowie der Fähigkeit, Informationen abzurufen und sinnvoll zusammen zu setzen. Anders ausgedrückt: Sind Sie in dieser Phase angekommen, ist Ihr Gehirn im Urlaub. So kann es passieren, dass dir die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen, eine Frequenz kannst du dir nicht merken, für die Navigation fehlt es an räumlicher Vorstellungskraft oder wichtige Parameter oder Verfahren werden vergessen. Im schlimmsten Falle verlierst du deine Fähigkeit, das Flugzeug gerade aus zu fliegen. An einem sicheren Flug ist hier kaum noch zu denken.
Ich rate niemandem, in so einem Zustand ein Flugzeug zu steuern. Vor allem solltest du zu dir selbst ehrlich sein und überlegen, wie gestresst du schon durch Beruf, Alltag oder sogar Autofahrt zum Flugplatz angekommen bist. Denn schnell können kleinere Ereignisse während des Fluges dazu führen, dass dein Stresslevel gefährlich ansteigt. Leider geschieht dies oft unbemerkt und obwohl wir das subjektive Gefühl haben eher gelassen zu sein, treibt uns doch eine innere Unruhe und subtiler Stress an. Hier gilt es im Besonderen darauf zu achten, welches deine persönlichen Stressymptome sind. Woran erkennst du für dich sehr schnell, dass in dir gerade eine Stressreaktion in Gang gesetzt wurde?
Hier ein paar Merkmale, die für Stress typisch sind:
· Schnelles und hastiges reden
· Trockener Mund
· Herzklopfen
· Zu warmes Körpergefühl („mir ist warm“)
· Schwierigkeiten einen Gedanken zu fassen
· Angespannte Muskeln (insb. Kaumuskulatur)
· Schwitzen
Solltest du bei Dir eines oder mehrere dieser Merkmale beobachten, so wirst du mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Stress haben, vielleicht nur in einer geringen Ausprägung. Sofern du dies erkennst und vor allem anerkennst, kannst du bereits hier entgegen steuern und wissentlich deine Aufgaben optimieren.
Natürlich ist der beste Weg, vollkommen stressfrei zu werden. Vor allem deine Gesundheit wird es dir danken. Dennoch ist ein gewisses Stresslevel notwendig, um eine gute Leistung vollbringen zu können. So bereiten sich Sportler durch Aufwärmen und Testläufe auf einen Wettkampf vor und versetzen sich in ein gewisses Stresslevel. Wichtig ist hier zu wissen, wo stehe ich mit meinem aktuellen Stresslevel. Ist es Aktivierung des Körpers oder bereits der Weg zur Überforderung. Oft reicht nämlich bereits der Flug als solches aus, um uns zu „aktivieren“ und in einen gewissen Stress zu versetzen. Summieren sich hier nun weitere Stressoren hinzu, so wird der Zenit der Leitung überschritten und wir befinden uns schneller als gewünscht auf dem absteigenden Pfad unserer Leistungsfähigkeit.
Um sicher zu fliegen müssen wir lernen und vor allem uns selbst kennen lernen. Dazu gehört neben der Erkenntnis „ich habe Stress“ auch das Wissen über die internen und externen Faktoren, welche bei dir ganz individuell zu Stress führen können.
Kurztipp
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Akzeptiere für dich und andere offen, dass du jetzt gerade gestresst bist (das ist wohl der schwerste Part)
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Achte auf deine Atmung! Durch gezieltes und langsames Ein. und Ausatmen bringst du Ruhe in deinen Körper
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Überprüfe zusätzliche Ressourcen. Wer oder was könnte im Flug noch helfen?!
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Nutze konsequent Checklisten!
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Behalte immer ein gutes situatives Bewusstsein
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Überlege im Nachhinein, was dich in der Situation gestresst hat