Klappen raus, Klappe halten

 

Folgen wir aktuellen Unfallstatistiken und Erfahrungsberichten von Piloten, so gehören Start und Landung zu den kritischen Phasen eines Fluges. Insbesondere in der VFR Fliegerei, bei der keine kontrollierten Flugbewegungen stattfinden und sich die Fluggeräte wie Wespen um den Mülleimer in der Platzrunde umherfliegen, ist eine hohe Wachsamkeit Voraussetzung für einen sicheren Flug.  Auf diese Momente haben zudem Wetter, Landebahn und Ermüdung des Piloten nach einem längeren Flug einen erheblichen Einfluss. Besonders hier solltest du dich nicht nur auf Checklisten konzentrieren, sondern ebenso sämtliche kognitiven Ressourcen frei halten, um schnell und adäquat reagieren zu können. Sei es, dass du in kurzer Zeit Deine Geschwindigkeit an andere Flugzeuge in der Platzrunde anpassen musst, oder dass du während der Landekonfiguration noch den Platz suchen musst oder dass minimale Wetterbedingungen das Navigieren nach Sicht erschweren.

 

Schauen, was die Profis machen

In der Berufsluftfahrt gibt es je nach Fluglinie Regeln, unter Flugfläche 100 keine privaten Gespräche

mehr zu führen. Hierdurch soll erreichen werden, dass die gesamte Aufmerksamkeit nur der Flugdurchführung gilt. Zugegebener Maßen wäre das in der allgemeinen Privatfliegerei etwas übertrieben, bliebe dann das Cockpit die meiste Zeit des Fluges sehr ruhig. Ich finde aber den grundsätzlichen Ansatz sehr gut, deine Aufmerksamkeit frei von Ablenkung und Störeinflüssen gezielt einsetzen zu können.

Daher empfehle ich jedem Piloten eine eigene "Silent-Altitude" zu definieren, ab derer grundsätzlich alle Dialoge im Cockpit auf den sicheren Flug bezogen sein sollten. Oft habe ich erlebt, dass zwar der Pilot konzentriert seine Landevorbereitungen getroffen hat, aber die Fluggäste nebendran oder auf den hinteren Reihen ihre Aufregung über das anstehende Landemanöver durch besonders viel Reden zu kompensieren versuchen. In dieser Zeit ab einer „Silent-Altitude“ gilt es aber demnach auch für Fluggäste, die nicht zur "Crew" gehören private Gespräche zu unterlassen und ggf. sogar dem Piloten behilflich zu sein. Ich habe dies oft mit den Worten „Könnt ihr bitte ebenfalls Ausschau nach anderen Flugzeugen halten“ initiiert. Durch diesen Satz habe ich zweierlei erreichen können. Zum einen haben meine Fluggäste eine Aufgabe bekommen, welche sie nur alleine bearbeiten können und durch Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Luftraum wurden Zwischengespräche eingestellt, zum anderen bekam ich teilweise sehr wichtige Informationen über sich annähernde Luftfahrzeuge, die ich möglicherweise sonst erst später erkannt hätte. Gleichsam vor dem Start habe ich meine Fluggäste gebeten, Gespräche einzustellen, bis ich die Klappen nach dem Start wieder eingefahren habe.

Gerade bei Flugplätzen mit Hochbetrieb wird deine begrenzte Aufnahmekapazität im Kurzzeitgedächtnis entlastet und das Abarbeiten von Checklisten, Überwachen des Luftraumes, Erkennen von Geländestrukturen zum Flugplatz, sowie das Abhören des Flugfunks wird hierdurch erheblich vereinfacht. Probiere es selbst einmal aus!

Kurztipp

  • Definiere einen Satz für Ruhe vor dem Start, ab wann darf wieder „normal“ gesprochen werden

  • Welches ist Deine Flughöhe, aber der du dich voll auf den Anflug und die Landung konzentrieren möchtest

  • Welche Aufgaben bekommen deine Fluggäste