Gute Landung schlechte Landung
Kennst du das, du fliegst das hundertste Mal auf eine Landebahn, vielleicht sogar die eigene "Hausbahn" an und plötzlich misslingt die Landung. Sei es, dass du hart aufsetzt, zu lange über die Bahn schwebst, vom Wind abgetrieben wirst oder vieles mehr. Vielleicht entscheidest du dich sogar zu einem Durchstartmanöver und musst nun unter gefühlter Beobachtung aller Zaungäste eine zweite Landung probieren. Lass mich an dieser Stelle vorwegnehmen, dass ein Durchstarten keineswegs ein Zeichen von "Nichtkönnen" ist, sondern im Gegenteil die höchst professionelle Variante eines unglücklichen Anflugs.
Trotzdem nagt eine schlechte Landung irgendwie auch an unserem Selbstbewusstsein und es stellt sich die Frage, soll ich diese nun schnell vergessen und so tun, als ob der "Vorfall" nie stattgefunden hat oder sollte ich anderen einmal berichten, was ich da für einen Mist zusammen geflogen habe?
Meistens erlebe ich in solchen Situationen, dass Piloten in sehr kurzer Zeit viele Gründe zusammen suchen, warum die soeben misslungene Landung hätte gar nicht funktionieren können. Von plötzlicher Windböe bis zu „Hast Du den Hasen auf der Landebahn gesehen“ war schon alles dabei.
Ich rate immer zu der zweiten oben genannten Variante! Obwohl es schon nachvollziehbar ist, dass man nur sehr ungern mit seinen Missetaten hausieren geht, so besteht doch die einzige Möglichkeit der Korrektur darin, sich mit einem Fehler auseinander zu setzen. Insbesondere dann, wenn es um unser Ansehen geht und unser Selbstwertgefühl droht in Mitleidenschaft gezogen zu werden, agieren wir leider oft irrational und streiten unbewusst schon jegliche Verantwortung ab. Gerade in einer solchen Situation gibt es aber vielleicht Außenstehende, Beobachter oder sogar Mitfliegende, die den Anflug sehr genau erlebt und beobachtet haben und wichtige Hinweise geben könnten, aus welchem Grunde eine Landung unglücklich verlaufen ist.
Wenn ich einmal eine unsaubere Landung absolviert habe, hole ich mir von meinen Passagieren sofort ein Feedback. Was haben sie beobachtet? Ist ihnen vielleicht eine Windböe aufgefallen oder kam ihnen etwas anders vor als sonst? War ich nervöser oder wirkte ich angespannter als sonst? Sofern sogar "fliegerisches Personal" mit an Board ist, gelingt hierdurch oft eine ziemlich gute Analyse der Situation. Im besten Falle hängst du noch schnell eine Platzrunde hinten dran, um die bemerkten "Fehler" erneut zu erfliegen und zu korrigieren. Gehe vorher die einzelnen Schritte deines Landemanövers noch einmal gedanklich und sprachlich durch.
Das bewusste Auseinandersetzen mit diesen Abweichungen optimiert in bester Weise deine Flugerfahrung und führt somit zu einer kontinuierlich verbesserten Flugkompetenz. Lass dich vor allem durch abwertende Sätze von Mitfliegenden oder Beobachtern nicht beeindrucken und versuche damit gekonnt umzugehen. Wenn jemand dir sagt „oh man, das war aber nix“, frage nach „stimmt, was würdest du denn anders machen?“. Es kostet etwas Überwindung, sich darin zu üben und sofortige Rechtfertigungen zu unterlassen, aber als Ergebnis wirst du auch in den Augen der Mitfliegenden professioneller wahrgenommen. Vor allem aber wirst du merken, wie schnell du dich auf solche Begebenheiten einstellen kannst und somit deine Erfahrung und Handlungskompetenz entwickeln kannst. Deine nächste Landung wird durch diese selbstreflektive Herangehensweise mit Sicherheit deutlich entspannter werden.
Kurztipp
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Mach Dir nach einer Landung Gedanken, was lief gut, was weniger gut
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Nutze die Ressourcen deiner Mitfliegenden und frage, was sie erlebt haben
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Nutze die Gelegenheit einer sofortigen Korrekturlandung
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Bleibe frei von Rechtfertigung, sondern höre den Vorschlägen aufmerksam zu